Test einer alternativen Verwitterungsmethode

Mit Alterungen abseits der Airbrush hatte ich mich ja schon immer wieder mal befasst. Angeregt durch einen Youtube-Beitrag zur „Weather dippin‘ technique“ von „Big al Majo“ und der daran anschließenden Diskussion in verschiedenen Foren, hatte ich mich in den letzten Tagen näher mit dieser Methode beschäftigt.

Wenn ich Big al Majo’s Video genauer analysiere und meine eigenen Erfahrungen mit einbringe, ergibt sich folgende „Handlungsreihenfolge“.

Analyse und Theorie:
Einig sind wir uns m.E. alle darin, Räder/Achsen und Kupplungen vor dem Alterungs-Bad zu entfernen.

Die Räder werden mit einem wasserfest deckenden braunen Marker von Painter’s eingefärbt und anschließend mit mattem Klarlack versiegelt. Da kann ich natürlich auch gleich einen Pinsel und lederbraune matte Acrylfarbe nehmen. Wer bei uns einen Marker verwenden möchte, nehme z.B. Edding 4000. Aber: je nach Beleuchtung kommt der braune Farbauftrag auch mit einem lila Hauch rüber. Der Edding 4000 trocknet matt auf. Für eher schwarz gewünschte Radsätze ist der ZIG Posterman PMA-50 black, bestens geeignet. Trocknet matt auf und „schillert“ nicht, gibts aber leider nicht in braun.

Den Wagenrahmen würde ich auch vor dem washing bearbeiten. Also z.B. die Bremseinstellvorrichtung(en) lackieren.

„Big Al Mayo“ überzieht den Wagenkasten zuerst mit einer dünnen Schicht stark verdünnter weißer Farbe (Airbrush, viel Luft, wenig Farbe). Das gibt eine „Grundierung“ des Wagenkastens für eine bessere Haftung des Washing. Meiner Meinung nach würde ein Bad des Waggons in lauwarmen, mit Pril entspannten Wasser, für die notwendige Oberflächen-Entfettung ausreichen.

Die Methode „färben – trocknen (mit dem Föhn) – färben – trocknen…“ kennen wir ja schon aus etlichen Beschreibungen von Jürgen aka Speziguzi. Achtung: Zu heiß macht Banane. Vorsicht: Bei Nitrofarbnebel im Raum und Zündfunke im Föhn kann es Bumm machen!

Das Washing, bzw. dessen Zusammensetzung, wird von „Big Al Mayo“ nicht genauer erklärt. Ich würde hier Vallejo Washes- Sepia Shade Wash 200ml, nehmen. Ggf. mit Black Wash mischen. Anstelle des röhrenförmigen Behälters würde ich eher einen länglich flachen Behälter nehmen (z.B. aus einem Besteckeinsatz-Baukasten für Küchenmöbel, einzelne Einsätze, gibts z.B. bei Globus). Da läßt sich der Waggon besser an den Puffern halten und eintauchen.

Auch beim washing gilt: „färben – trocknen (mit dem Föhn) – färben – trocknen…“

Wenn der gewünschte Alterungszustand erreicht ist Radsätze und Kupplungen wieder einbauen – that’s it.

Erster praktischer Test mit einem Roco Gm39: Das geht so nicht!
So habe ich mich darangemacht, einen (alten, preiswerten) Roco Gm39 nach der Methode „Big Al Mayo“ zu altern. Aber: Das geht so nicht!

Der Roco-Wagenkasten ist „hohl“ und liefe voll Weathering-Lasur. Unser amerikanischer Freund hat für die Demonstration einen Spur N Box-Car hergenommen, der einen geschlossenen Wagenkasten hat. Da läuft also nichts hinein.

Also hergehen, den Waggon in seine Einzelteile zerlegen und Dach, Wagenkasten, Fahrwerk, Achsen jeweils einzeln „veredeln“.

Nächste Hürde: Das Verdünnungsverhältnis für das Vallejo Washing. So wie es vom Hersteller kommt, ist es noch zu wenig fließfähig. Also mit Wasser verdünnen, 1:1, das scheint zu klappen.

Nächste Hürde: Schnelltrocknen mit dem Föhn, das mag die Vallejo Lasur nicht so sehr. Sie bildet Schlieren. Also an der Raumluft trocknen lassen. Hier die Zwischenergebnisse im Bild:

Zusammenfassung / Resume:
Meine Versuche habe ich abgeschlossen. Mich befriedigt das Ergebnis nicht. Hier jeweils ein Makroausschnitt des Daches und des Wagenkastens.

Die Methode von „Big Al Mayo“ ist für mich keine Alternative. Beim washing habe ich halt doch zuwenig Kontrolle über das Ergebnis. Außerdem wäre wohl auch eine wesentlich längere Experimentierphase mit der Zusammensetzung und Fließfähigkeit des washing notwendig. Bessere Ergebnisse erzielte ich bisher mit Farbpigmenten. Das Ergebnis beim Einsatz von Farbpigmenten ist für mich besser kontrollierbar.

Hier eine Ausschnittsvergrößerung eines „frühen Werkes“: